Geschichte: Luzzis Abenteuer im Winterwunderland
Der Winter ist da. Familie Murmeltier hat sich in den Winterbau zurückgezogen. Dort schlafen sie eng aneinander gekuschelt in der warmen Stube und lassen den Winter unbemerkt vorbeiziehen. Nur ein Murmeltierkind wälzt sich unruhig hin und her und kann nicht schlafen. Murmeltier Luzzi ist viel zu neugierig! Wie gerne würde er jetzt aus dem warmen Winterbau schlüpfen und sich den Schnee anschauen gehen. Ob er es wagen soll? Sein kleiner Ausflug bleibt sicher unbemerkt, wenn er dabei niemanden aufweckt. Vorsichtig löst er sich aus den Umarmungen seiner Familie und schleicht sich zum Ausgang des Murmeltierbaus. Dort schiebt er einen grossen Haufen Schnee zur Seite und blickt in eine glitzernde, weisse Winterlandschaft. Zuerst müssen sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnen: Der Schnee glitzert und funkelt im Sonnenlicht. Danach steckt er seine Pfoten in den Schnee und zieht sie sofort wieder zurück. Der Schnee ist eiskalt, aber weich. Murmeltier Luzzi lässt sich vom kalten Schnee jedoch nicht aufhalten und folgt seiner Neugier hinaus ins Abenteuer.
Die Hügellandschaft rund um seinen Familienbau ist von meterhohem Schnee bedeckt. Wenn er den Weg zurückfinden will, muss er sich etwas einfallen lassen. Luzzi holt einige Nüsse aus der Vorratskammer. Die Nüsse lässt er in einem regelmässigen Abstand hinter sich auf den weichen Schnee fallen, damit eine Spur entsteht. Er läuft durch den Schnee und vergisst alles rund herum, weil diese fremde Welt ihn so fasziniert. Nach einer Weile wird ihm dann doch etwas kalt an der Nasenspitze. Er dreht sich um, damit er seiner Spur nach Hause folgen kann – doch was soll das? Die Spur ist verschwunden! Luzzi kann keine einzige Nuss sehen. Wo sind die Nüsse denn nur geblieben? Etwa im Schnee versunken? Er gräbt an einigen Stellen nach den Nüssen, doch ohne Erfolg.
Völlig ausser sich vor Angst fängt er an zu pfeifen, damit ihn vielleicht seine Eltern hören können. Doch der Schnee verschluckt seine Pfiffe und niemand meldet sich zurück. Grosse Tränen kullern ihm aus den Augen, als plötzlich ein kleines Eichhörnchen hinter einem Baum hervorblickt. «Was ist denn mit dir los, du siehst so traurig aus», sagt das Eichhörnchen sanft. Murmeltier Luzzi erzählt dem Eichhörnchen von seinem Ausflug in den Schnee und der Spur, die nun verschwunden ist. Darauf antwortet das Eichhörnchen: «Ach, das war deine Spur? Ich dachte schon, heute ist mein Glückstag: So viele Nüsse auf einmal habe ich noch nie gefunden! Weisst du, ich mag Nüsse auch sehr gerne, und so habe ich diese eingesammelt für meinen Wintervorrat!»
Das Eichhörnchen entschuldigt sich abermals bei Murmeltier Luzzi. Es wusste schliesslich nicht, zu welchem Zweck die Nüsse auf dem Schnee lagen. Luzzi findet es zwar schön, dass er dem Eichhörnchen eine Freude machen konnte, trotzdem fragt er nun verzweifelt: «Wie finde ich jetzt nur wieder zurück zu meinem Familienbau?»
«Kennst du das Winterwunderland? Dort kann dir bestimmt jemand helfen», sagt das Eichhörnchen zuversichtlich. «Noch nie gehört! Wie komme ich dort hin?», fragt Luzzi nun mit grossen Augen. «Zufälligerweise stehst du direkt auf dem Weg dorthin. Folge dem Pfeil am Baum bis zur Lichtung am Waldrand. Dort sprichst du die Zauberwörter: «Wintersonnenschein, lass mich herein!»
Luzzi bedankt sich beim Eichhörnchen und zieht los in Richtung Waldrand. Dort angekommen, spricht er die Worte des Eichhörnchens nach: «Wintersonnenschein, lass mich herein!» Langsam schieben sich die Äste der Bäume zur Seite und ein Eingang entsteht, aus dem ein warmes Sonnenlicht strahlt. Sofort wird es Luzzi warm ums Herz und er geht durch den Eingang.
Luzzi schaut sich um und bemerkt, dass er zwar in einer wunderschönen Winterlandschaft steht, jedoch überhaupt keine Kälte mehr verspürt. Um ihn herum ist alles aus Eis und Schnee. Er sieht Schneemänner und Schneefrauen, die in kleinen Häusern aus Eis leben. Jedes Haus besitzt einen kleinen verschneiten Garten. Anstatt Blumen wachsen in den Gärten Eis am Stiel in den verschiedensten Geschmacksrichtungen zum Pflücken: zum Beispiel Erdbeereis oder Schokoladeneis. Die Schneekinder sind am Schlitteln oder Eislaufen auf den gefrorenen Seen. Auf den verschneiten Strassen fahren wunderschöne Holzschlitten, die von Schneefüchsen gezogen werden. Schneehasen hopsen die Schneehügel herunter und bewerfen die Schneekinder mit Schneebällen. Daraus entsteht eine riesige Schneeballschlacht. Alle scheinen eine Menge Spass zu haben.
Murmeltier Luzzi ist so fasziniert von dem ganzen Geschehen rund um ihn herum, dass er das kleine Schneemädchen nicht bemerkt, das sich nun direkt neben ihn setzt.
Das Schneemädchen mustert Luzzi mit seinen schwarzen Knopfaugen von oben bis unten. «So etwas Lustiges wie dich habe ich hier im Winterwunderland noch nie gesehen. Knopfaugen hast du zwar auch, aber ansonsten passt du mit deinem braunen Fell gar nicht in diese Winterlandschaft. Aber bei uns sind alle willkommen! Erzähle mir, woher du kommst und was dich zu uns führt», sagt das Schneemädchen interessiert. Und so erzählt Luzzi dem Schneemädchen die ganze Geschichte: dass er eigentlich jetzt in seinem Winterbau schlafen sollte und wie seine Neugier ihn ins Winterwunderland geführt hat. Und natürlich, dass er den Weg nach Hause nicht mehr findet und sehr traurig darüber ist.
Das Schneemädchen hört ihm aufmerksam zu und wird auch ganz traurig darüber, dass Luzzi nicht mehr weiss, wie er nach Hause finden soll. «Ich denke, du solltest mit der Königin des Winterwunderlandes sprechen. Sie hat immer eine Lösung. Ich bringe dich zu ihrem Palast», sagt das Schneemädchen und nimmt Luzzi an der Hand. Nach einer Weile stehen die beiden vor einer prachtvollen Höhle aus Eis. Sie treten ein und stehen nun in einem grossen Saal. Auch dieser ist aus Eis und lange Eiszapfen hängen von der Decke herunter. «Dort ist die Königin, geh zu ihr!», sagt das Schneemädchen und gibt Luzzi einen leichten Stups. Luzzi sieht eine schneeweisse Wölfin, die ihn durch ihre kristallblauen Augen anschaut. Nun erzählt Luzzi auch ihr die ganze Geschichte.
«Liebes Murmeltier Luzzi, es ist schön, dass du uns in unserem Winterwunderland besucht hast!», beginnt die Wölfin, «doch ich verstehe, dass du wieder zurück zu deiner Familie gehen willst. Ich kenne das ganze Winterland in- und auswendig. Steig auf meinen Rücken, ich bringe dich nach Hause.»
So verabschiedet sich Luzzi beim Schneemädchen und steigt auf den Rücken der Wölfin. Das Fell unter ihm fühlt sich warm und wohlig an. Die Wölfin zieht los und rennt durch das ganze Winterwunderland, aus dem Wald heraus, über schneebedeckte Felder bis zu den schneebedeckten Hügeln. Die Landschaft kommt Luzzi immer wie vertrauter vor. Plötzlich bleibt die Wölfin stehen. Luzzi schaut sich um und sieht direkt vor der Nase der Wölfin ein kleines Loch im Schnee: der Eingang zu seinem Winterbau! Voller Freude steigt Luzzi vom Rücken der weissen Königin und bedankt sich abermals bei ihr. Er steigt zurück in den warmen Winterbau und kuschelt sich glücklich zu seiner Familie, die gar nicht bemerkt hat, dass Luzzi verschwunden war. Luzzi ist so erschöpft, dass er auf der Stelle einschläft – und vom wunderschönen Winterwunderland träumt.
Wie stellst du dir dein Winterwunderland vor? Zeichne uns ein Bild, mache ein Foto davon oder scanne es ein und schicke das Bild an info@kinderwanderwege.ch. Deine Zeichnung wird hier veröffentlicht.